Herr Kämper empfiehlt

 

Ein Dorf, zwei Männer und die Spuren der Welt.

 

Der alte Max hat alle Zeit.

Draußen vor dem Fenster legt sich der Schnee wie eine Decke über das Dorf. Da dringt das Läuten des Totenglöckchens durch die Stille.

Es schlägt für den Schorsch,

der viel mehr war als nur ein Freund,

ein Leben lang.

So macht sich Max am Abend

auf zur Totenwacht, wo die Alten zusammenkommen, um des Verstorbenen

zu gedenken und sich zu erinnern.

 

Eine ganze Nacht erzählen sie von den Freuden bei der Ernte, von Abenden in der Wirtsstube, vom kleinen Glück. Und vom Schorsch.

Aber auch von der Enge im Dorf und

dem eisigen Schweigen.

Erst im Morgengrauen kehrt der Max heim.

Im Licht des neuen Tages ist ihm klar:

Nichts davon wird wiederkommen.

 

Nur die Erinnerungen an dieses Leben bleiben, solange er da ist..

 

Tommie Goerz

Im Schnee

Piper

Gebunden, 176 Seiten

22€


Frau Schunz empfiehlt

 

Der neue Leon de Winter -endlich!

 

Der renommierte niederländische

Gehirnchirurg Jaap Hollander ist im Ruhestand, aber Ruhe findet er nicht.

 

Seit seine Tochter zehn Jahre zuvor in Israel verschwunden ist, kehrt er jedes Jahr

nach Tel Aviv und in die Wüste Negev zurück. Diesmal wird er dort unversehens gebeten,

eine äußerst riskante Gehirnoperation durchzuführen.

 

Er sagt zu, obwohl die Erfolgsaussichten verschwindend gering sind. Nicht nur das Leben seiner mächtigen Patientin hängt von der Operation ab, vielleicht eröffnet sie ihm sogar

eine neue Spur zu seiner Tochter.

 

Leon de Winter

Stadt der Hunde

Diogenes

Gebunden, 272 Seiten

26€


Frau Pietrowsky empfiehlt

 

 

Packende Historie aus weiblicher Perspektive.

 

Das Jahr ist 1540.

Die kräuterkundige Verena von Pfäffikon soll

als Hexe verbrannt werden. Doch bevor sie

auf dem Scheiterhaufen stirbt, brennt das Dorf –

Verena gelingt die Flucht.

 

Drei beschwerliche Wochen später trifft sie –

als Mann verkleidet und sich

Johann nennend – in Padua ein.

Im Sog einer Gruppe von Studenten gelangt sie ins anatomische Theater und wird Zeugin,

wie der berühmte Anatom Andreas Vesal

eine Obduktion ausführt. Doch noch während

der Demonstration wird Vesal nach draußen

zu einem sterbenden Studenten gerufen.

So wie der Arzt erkennt Verena sofort,

dass der junge Mann vergiftet wurde.

Gemeinsam obduzieren sie die Leiche

und finden sich in ihrem Verdacht bestätigt.

Doch wer sollte einen Studenten vergiften?

Und warum?

 

Leon Morell

Die Anatomie einer neuen Zeit

dtv

Gebunden, 432 Seiten

24€


Herr Kämper empfiehlt

 

Aufklärung & Medizinhistorie -

ein Tatsachenroman.

 

Leipzig/Sachsen im Jahre 1681:

die fünfzehnjährige Anna Voigt steht vor Gericht, sie soll ihr neugeborenes Baby getötet haben.

Die Obrigkeit will sie verurteilt sehen,

es droht ihr der Tod – wie vielen anderen Mädchen und Frauen in dieser Zeit, die

des gleichen Verbrechens bezichtigt werden.

 

Aber dieser Fall ist anders:

Sie hat nicht nur einen mächtigen Vater, der sich für sie einsetzt. Sondern es findet sich auch

ein Arzt, der etwas spektakulär Neues wagt

und ein wissenschaftliches Verfahren entwickelt, das in die Medizingeschichte als "Lungenschwimmprobe" eingehen wird.

Durch dieses soll nachgewiesen werden,

dass es tatsächlich eine Totgeburt war,

wie Anna hartnäckig versichert, und kein Mord. Kann sie gerettet werden?

In Renbergs brillantem historischen Roman folgen wir dieser Geschichte durch die Augen verschiedener, unverwechselbarer, historisch belegter Charaktere –

da ist der Arzt, der sich der Wissenschaft verpflichtet fühlt und das Neugeborene untersucht;

da ist der kontroverse und progressive Anwalt, der sich entscheidet, diesen nahezu aussichtslosen Fall zu übernehmen; und da ist Annas Vater, ein wohlhabender, einflußreicher Mann, der sich sofort auf die Seite seiner jungen Tochter schlägt und alles daran setzt, damit ihr Gerechtigkeit widerfährt,

dessen Hass auf ihre Widersacher so groß ist, dass er sich schon bald auf einen unerbittlichen Rachefeldzug begibt. Demgegenüber stehen die Köchin aus seinem Haushalt, die gegen Anna aussagt – und vor allem der erbarmungslose Ankläger, der das Mädchen durch grausame Folter zum Geständnis bringen will. Inmitten all dessen befindet sich die blutjunge Anna, verzweifelt und verängstigt,

aber standhaft in ihrem Beharren darauf, unschuldig zu sein.

Tore Renberg

Die Lungenschwimmprobe

- Verteidigung einer jungen Frau, die des Kindsmords bezichtigt wurde -

Luchterhand Verlag

Gebunden, 704 Seiten

26€


Frau Bruch empfiehlt

 

Thomas Manns letztes Geheimnis.

 

Thomas Mann ist einundzwanzig und beinahe verliebt. Als er 1896 mit seinem älteren Bruder Heinrich die lang ersehnte Italien-Reise antritt, lässt der Gedanke an seine Jugendfreundin

Ilse Martens ihn nicht los. Bei ihr, hofft er,

fände er den Halt, nach dem er sich so sehnt. Wäre da nicht dieser melancholisch blickende Jüngling. An ihn muss er immerzu denken,

seit er ihm in Venedig über den Weg gelaufen ist.

 

Aber warum nur? Wäre er doch bloß souverän und zielstrebig wie Heinrich. Der ist bereits,

was Thomas gern wäre: Schriftsteller!

Allein in Neapel will er herausfinden,

was den Jungen traurig macht und ihn in

einer Novelle verewigen. Doch anstatt sich so

die rätselhafte Anziehung vom Leib zu schreiben, widerfährt Thomas im warmen Süden

etwas zutiefst Schockierendes,

das ihn für immer verändern wird.

 

Matthias Lohre

Teufels Bruder

Piper Verlag

Gebunden, 544 Seiten

25€


Frau Schunz empfiehlt

 

Ein großer Roman über das Leben im Jetzt.

 

An einem gewöhnlichen Tag Anfang Juni

kommt die Zeit zum Stehen. Niemand stirbt, niemand wird mehr geboren. Die neue Ewigkeit verändert das Lebensgefühl der Menschen:

 

Die Rentnerin Margo will ausgelassen das Leben feiern und auf Reisen gehen – doch ihr pflanzenliebender Ehemann Otto möchte

seine Balkonblumen nicht alleine lassen.

Für die Fotografin Jenny gibt es nichts Schöneres, als die geschenkte Zeit mit ihrer Familie im Sommerhaus zu verbringen. Trotzdem plagt sie das Gefühl, etwas Wichtiges zu verpassen.

Und die Krankenschwester Eva erlebt die Sorge der Schwangeren, die nicht wissen, wann ihre Babys zur Welt kommen.

 

Überall im Land rätselt man, warum die Menschen aus dem Lauf der Zeit herausgefallen sind. Ist es ein Virus, ein alter Zauber oder

eine Verschwörung böser Mächte?

Und warum geht in der Natur der Kreislauf von Werden und Vergehen unvermindert weiter?

 

Maja Lunde

Für immer

btb Verlag

Gebunden, 320 Seiten

24€


Herr Kämper empfiehlt

 

Heimat schmeckt nach Borretschblüten.

 

 

»Spatriati«, das sind in Apulien die Unbestimmten, die aus der Art Schlagenden, die Spinner, die Ziellosen und Alleinstehenden,

kurz: die, die nicht dazugehören –

so wie Claudia und Francesco.

 

Claudia, leuchtend rotes Haar, mondweiße Haut, ist extravagant und durchsetzungsstark. Francesco, die »schwarze Traube«, akzeptiert stumm Geschlechterrollen und das »Gesetz des ruhigen Lebens« auf dem Land.

Doch seine Mutter liebt ihren Vater.

 

Aus dem Ehebruch der Eltern entsteht eine ungleiche Freundschaft: Er verehrt sie abgöttisch, sie behandelt ihn wie den kleinen Bruder.

Sie ist ihm stets zwei Schritte voraus, er sieht zu, wie sie an die falschen Männer gerät.

Ihr lässt die Provinz keine Luft zum Atmen.

Er ist den Traditionen Apuliens eng verbunden und kann dort doch nicht er selbst sein.

Francesco folgt Claudia nach Berlin, wo ihn grenzenlose, auch sexuelle Freiheit erwartet

– und neue Fremdheit.

 

Tastend erzählt Mario Desiati von einer Herkunft, die einen nicht ohne Kratzer loslässt.

Ein warmer, zarter Roman über den Schmerz der Selbstbefreiung und den späten Mut,

es anders zu machen.

 

Mario Desiati

Spatriati

Verlag Klaus Wagenbach

Gebunden, 256 Seiten

24€


Frau Schunz empfiehlt

 

Vom Aufbrechen und Ankommen.

 

Eines Tages bleibt Frieda

beim Synchronsprechen im Studio

die Stimme weg, die Worte haften nicht mehr.

 

Jonas, ihr Freund, vermittelt ihr die Möglichkeit, an der portugiesischen Algarve ein Hotel

zu hüten, das über den Jahreswechsel schließt. Allein mit Hotelhund Otto, dem Hausmeister

und Handwerkern hat Frieda nicht viel zu tun:

Strandspaziergänge, Einkaufen, Kochen, Schauen.

 

Sie lüftet Zimmer und ihre Gedanken.

Das Hotel Paraíso ruft bei ihr Erinnerungen

an einen anderen Ort wach, an dem sie

sich wohlfühlte, aber nicht bleiben konnte:

die Tankstelle in einem niedersächsischen Dorf, wo sie aufwuchs, bis sie irgendwann erfuhr, warum sie trotzdem nicht dazugehörte.

 

Und während Frieda in Portugal darauf wartet, dass Jonas nachkommt,

wird eine Frage immer drängender:

Kann das Dazwischen ein Zuhause sein?

 

Arezu Weitholz

Hotel Paraíso

mareverlag

Gebunden, 176 Seiten

23€