Herr Kämper empfiehlt

 

Amerikanischer Noir von seiner besten Seite.

 

Wer ist Claire Gravesend?

Das fragt sich Privatdetektiv Lee Crowe,

als er sie tot an einem frühen Sommermorgen 2019 auffindet, in einem feinen Cocktailkleid,

auf dem Dach eines Rolls-Royce,

im gefährlichsten Viertel von San Francisco.

 

Claires Mutter, die wohlhabende

und einflussreiche Olivia Gravesend,

glaubt weder der Polizei

noch dem Gerichtsmediziner:

Ihre Tochter hat sich nicht umgebracht.

Olivia beauftragt Crowe mit dem Fall,

der aber schon bald Fragen über Fragen

über die Familie Gravesend aufwirft:

 

Zunächst werden bei der Autopsie seltsame kreisförmige Narben an Claires Wirbelsäule entdeckt. Dann entgeht Crowe nur knapp einem Mordanschlag. Und schließlich entdeckt er in Claires Domizil das größte Geheimnis von allen: Schlafend in einem der Zimmer findet er Claire. Lebend. Und Crowe ist wieder ganz am Anfang:

Wer ist Claire Gravesend?

 

James Kestrel

Bis in alle Endlichkeit

Suhrkamp Verlag

Gebunden, 430 Seiten

20€


Frau Pietrowsky empfiehlt

 

Eine geheimnisvolle Gemeinschaft,

ein altes Haus in Bedfordshire

und ein Waisenjunge, der vor

dem größten Rätsel seines Lebens steht.

 

Aufgewachsen in den heiligen Hallen der mysteriösen ›Gemeinschaft der Rätselmacher‹ weiß Clayton Stumper so einiges über verschlüsselte Botschaften, knifflige Puzzles

und verwunschene Labyrinthe.

Und über brillante Menschen jenseits der Achtzig, denn von einem Hort der Genialität hat sich Creighton Hall, das Anwesen der Gemeinschaft, mehr und mehr zu einem intellektuell herausfordernden Seniorenheim entwickelt.

 

Weniger versteht Clayton von Menschen seines Alters oder vom Leben außerhalb der Gemeinschaft. Das größte Mysterium ist für Clayton jedoch Clayton selbst: Woher kommt er? Wer sind seine Eltern?

 

Ein letztes Rätsel, das ihm Pippa,

die Vorsitzende der Gemeinschaft und seine Ziehmutter, nach ihrem Tod hinterlässt, verspricht endlich Antworten zu geben.

Doch das wirkliche Leben stellt den ältesten Fünfundzwanzigjährigen der Welt

vor so manche Herausforderung.

 

Samuel Burr

Das grösste Rätsel aller Zeiten

DuMont Buchverlag

Gebunden, 448 Seiten

24€


Frau Schunz empfiehlt

 

Irische Erzählkunst par excellence.

 

Ein Mann und eine Frau in einem Zimmer

im Oregon Territory im noch ziemlich

wilden amerikanischen Westen, 1854.

 

Das Zimmer gehört zu einem Bordell,

und die Frau ist gezwungen, dort als

Prostituierte zu arbeiten. Der Mann will sie

da rausholen und fragt die junge Frau,

ob sie ihn heiraten will.

 

Wie ist sie dort hingekommen

und wie wird sie sich entscheiden?

 

»Mein Name ist Honora« –

so beginnt die Geschichte einer Frau,

die im Irland der großen Hungersnot Unvorstellbares überlebt und wie so viele ihrer Landsleute nach Amerika ausgewandert ist.

 

Honora ist eine Kämpferin, die sich niemals geschlagen gibt und unbezähmbar nach einem besseren Leben sucht – und nach ihrer Freiheit.

 

Jacqueline O'Mahony

Sing, wilder Vogel, sing

Diogenes Verlag

Gebunden, 368 Seiten

24€


Herr Kämper empfiehlt

 

Heimat schmeckt nach Borretschblüten.

 

 

»Spatriati«, das sind in Apulien die Unbestimmten, die aus der Art Schlagenden, die Spinner, die Ziellosen und Alleinstehenden,

kurz: die, die nicht dazugehören –

so wie Claudia und Francesco.

 

Claudia, leuchtend rotes Haar, mondweiße Haut, ist extravagant und durchsetzungsstark. Francesco, die »schwarze Traube«, akzeptiert stumm Geschlechterrollen und das »Gesetz des ruhigen Lebens« auf dem Land.

Doch seine Mutter liebt ihren Vater.

 

Aus dem Ehebruch der Eltern entsteht eine ungleiche Freundschaft: Er verehrt sie abgöttisch, sie behandelt ihn wie den kleinen Bruder.

Sie ist ihm stets zwei Schritte voraus, er sieht zu, wie sie an die falschen Männer gerät.

Ihr lässt die Provinz keine Luft zum Atmen.

Er ist den Traditionen Apuliens eng verbunden und kann dort doch nicht er selbst sein.

Francesco folgt Claudia nach Berlin, wo ihn grenzenlose, auch sexuelle Freiheit erwartet

– und neue Fremdheit.

 

Tastend erzählt Mario Desiati von einer Herkunft, die einen nicht ohne Kratzer loslässt.

Ein warmer, zarter Roman über den Schmerz der Selbstbefreiung und den späten Mut,

es anders zu machen.

 

Mario Desiati

Spatriati

Verlag Klaus Wagenbach

Gebunden, 256 Seiten

24€


Frau Schunz empfiehlt

 

Vom Aufbrechen und Ankommen.

 

Eines Tages bleibt Frieda

beim Synchronsprechen im Studio

die Stimme weg, die Worte haften nicht mehr.

 

Jonas, ihr Freund, vermittelt ihr die Möglichkeit, an der portugiesischen Algarve ein Hotel

zu hüten, das über den Jahreswechsel schließt. Allein mit Hotelhund Otto, dem Hausmeister

und Handwerkern hat Frieda nicht viel zu tun:

Strandspaziergänge, Einkaufen, Kochen, Schauen.

 

Sie lüftet Zimmer und ihre Gedanken.

Das Hotel Paraíso ruft bei ihr Erinnerungen

an einen anderen Ort wach, an dem sie

sich wohlfühlte, aber nicht bleiben konnte:

die Tankstelle in einem niedersächsischen Dorf, wo sie aufwuchs, bis sie irgendwann erfuhr, warum sie trotzdem nicht dazugehörte.

 

Und während Frieda in Portugal darauf wartet, dass Jonas nachkommt,

wird eine Frage immer drängender:

Kann das Dazwischen ein Zuhause sein?

 

Arezu Weitholz

Hotel Paraíso

mareverlag

Gebunden, 176 Seiten

23€


Herr Kämper empfiehlt

 

Ein intensives Porträt der Frau,

die Magda Goebbels wurde.

 

Als Hans die junge und schöne Stiefmutter

seines Schulfreunds Hellmut Quandt kennenlernt, ahnt er noch nicht, welche Rolle Magda in seinem Leben spielen wird, für ihn persönlich, aber auch Jahre später als fanatische Nationalsozialistin und Vorzeigemutter des »Dritten Reichs«.

 

Noch ist die Weimarer Republik im Aufbruch

und Hans so heftig wie hoffnungslos

in Hellmut verliebt. Doch nach einem Unglücksfall beginnen Hans und Magda

eine Affäre, von der sie sich Trost und Vorteile versprechen: Sie will aus ihrer Ehe ausbrechen,

er seine Homosexualität verbergen.

 

Erst als Magda Joseph Goebbels kennenlernt und der NSDAP beitritt, kommt es zwischen Hans

und ihr zum Bruch. Während Magda mit ihren Kindern bald in der Wochenschau auftritt,

gerät Hans zunehmend in Gefahr.

 

Ein Roman, der über zwanzig Jahre den Weg zweier Menschen und eines Landes erzählt,

der nicht unausweichlich war.

 

Zwei Menschen in der Maschinerie der historischen Ereignisse, unterschiedlich verstrickt, unterschiedlich schuldig geworden. Auch an sich selbst.

 

Nora Bossong

Reichskanzlerplatz

Suhrkamp Verlag

Gebunden, 295 Seiten

25€


Herr Kämper empfiehlt

 

Mit feinem Gespür für das Verstörende...

 

Ein junges Paar zieht von der Großstadt

aufs Land. Asa folgt ihrem Mann,

der von seiner Firma versetzt wird,

ihren eigenen Job gibt sie auf.

Warum tut sie das?

 

Sie ist nicht schwanger,

Kinder sind nicht geplant,

sie könnte pendeln.

Und ausgerechnet das Heimatdorf ihres Mannes, das Haus neben den Schwiegereltern,

bietet sich als neue Bleibe an.

Während ihr Mann fast rund um die Uhr arbeitet, versucht Asa, sich an ihr neues Leben

als Hausfrau zu gewöhnen.

 

Es ist heiß in diesem Sommer,

Unmengen lärmender Zikaden rücken ihr regelrecht auf den Leib, und der einzige Fluss

in der Gegend wirkt vor lauter Müll

«wie aus Gelatine gemacht».

Als Asa sich eines Tages bei unerträglichen Temperaturen auf den Weg in

den Nachbarort macht, fällt sie in ein Loch,

das scheinbar nur für sie gegraben wurde.

 

Von da an wird Asa immer tiefer in eine unheimliche, eigenmächtige Landschaft gezogen

– bis sie ihrer Wahrnehmung nicht mehr traut.

 

Hiroko Oyamada

Das Loch

Rowohlt Verlag

Gebunden, 128 Seiten

22€

 


Frau Bruch empfiehlt

 

Um ihre Töchter zu retten, verriet sie ihren Mann

 

1948. Die Frau im Bonner Johannes-Hospital weiß, dass sie nur noch wenige Tage zu leben hat. Auf dem Sterbebett lässt sie Szenen ihres Lebens an sich vorbeiziehen. Gussie Zinsser ist 24,

als sie den 19 Jahre älteren Witwer

Konrad Adenauer heiratet und zur Stiefmutter seiner drei Kinder wird. Sie schenkt fünf Kindern das Leben, doch ihr Erstgeborener stirbt

nach nur vier Tagen.

 

Als Frau des Kölner Oberbürgermeisters steht sie in der Öffentlichkeit und engagiert sich eigenständig sozial und politisch.

Hitlers Machtübernahme verändert alles. Adenauer muss sich vor den Nazis verstecken. Allein gelassen mit ihren Kindern,

versucht Gussie, das schwierige Leben

im Dritten Reich zu bewältigen.

Bis sie von der Gestapo vor eine

unmenschliche Wahl gestellt wird.

 

Christoph Wortberg

Gussie

dtv

Gebunden, 288 Seiten

24€